
AKOIA – Lernen ohne Bildschirm
2015 war digitales Lernen paradox: Khan Academy und Coursera versprachen demokratisierten Zugang zu Bildung, produzierten aber bei jungen Lernenden vor allem eins: kognitive Überlastung. Mehr Screens, weniger Verstehen. Unsere These: Effektives digitales Lernen braucht weniger Bildschirme und mehr physische Verankerung. Nicht Kinder an Interfaces anpassen, sondern Interfaces an Kinder.AKOIA war unsere Antwort: Ein muschelförmiges Objekt, das holographische Inhalte in den Raum projiziert, sich an individuelle Lerntypen anpasst und Peer-Learning ermöglicht. Ein Lernbegleiter, der Wissen greifbar macht, ganz ohne weiteren Screen.
Das Konzept in der Anwendung
Du legst AKOIA auf einen Tisch und berührst es. Die Muschel projiziert einen ruhigen See mit Perlen. Jede Perle ein Themenvorschlag, kuratiert nach deinen Interessen. Mit Gesten navigierst du: Hand über eine Perle schweben lassen zeigt Details. Perle auf die Muschel ziehen taucht tiefer ins Thema ein. Mehrere Inhalte verbinden speichert dein Wissen.
Gleichzeitig passt AKOIA die Raumstimmung an: Gedimmtes Licht für Konzentration, Audio über die Stereoanlage für auditiv Lernende, projezierte Animationen für visuelle Typen. Der Raum wird zum Interface. Die Muschel-Oberfläche lässt sich individuell gestalten, wird zu einem persönlichen Objekt.




Drei strategische Wetten und was daraus wurde
- Physisch-digitale Hybridität gewinnt
Haptik aktiviert andere Lernprozesse als Screens. Das physische Objekt wird zum emotionalen Anker. 2016 bewies Tonies das mit physischen Hörfiguren, Osmo kombinierte erfolgreich Haptik mit Tablets, Apple Vision Pro (2024) macht räumliches Computing zum Mainstream.
- Ambient Computing statt Screen Time
2015 war Ambient Computing Nische. Wir wetteten darauf, dass Lernen kontextabhängig ist: Technologie sollte den Raum zum Lernumfeld machen, statt Kinder vor Bildschirme zu setzen. Heute ist Spatial Computing Industry-Standard (Google Ambient Mode 2019, Apple Vision Pro 2024).
- Adaptive Personalisierung wird Standard
Während Plattformen 2015 identische Videos für alle streamten, bauten wir auf granulare Anpassung: visuell, auditiv, kinästhetisch – nicht nur was jemand lernt, sondern wie. Ab 2018 wurde Adaptive Learning zum Billion-Dollar-Markt (Duolingo, Knewton). ChatGPT Tutor Mode und Khanmigo sind die logische Fortsetzung.
Was ich aus dem Projekt mitnehme
AKOIA wurde nie gebaut, aber die Insights waren richtig: Physisch-digitale Hybrids sind State-of-the-Art in EdTech. Ambient Computing ist Produktstrategie bei Apple und Meta. Adaptive Learning ist Goldstandard.
Für mich persönlich war AKOIA der erste Moment, in dem ich verstand, wie man Technologiekonvergenz antizipiert und dass interdisziplinäre Teams die besten Zukunftsszenarien entwickeln. Diese Fähigkeit prägt meine strategische Designarbeit bis heute.
Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit Manuel Bug und Jan Burkholz im 6. Semester unter Betreuung von Prof. Carl Frech.